BRUNNEHOF, WAUWIL, 2015
Siedlungsentwicklung Gemeinde Wauwil
Städtebau | Wauwil ist eine 2000 Seelengemeinde im Zentrum des Luzerner Mittellandes und umgeben von den Städtchen Sursee, Willisau und Zofingen. Der Ort ist von historischer Bedeutung und orientiert sich entlang des Santenberges und der weiten Ebene des Wauwilermoos. Durch die nach Süden orientierte Ausrichtung der ländlichen Siedlungsstrukturen, öffnet sich der Blick über das erste Weltkulturerbe der Schweiz, der Wauwiler Pfahlbausiedlung auf die angrenzenden Voralpen der Zentralschweiz. Neben einzelnen Industriebauten zieren Hofanlagen und Bauernhöfe das Dorfbild. Durch die optimale verkehrstechnische Anbindung durch Bahn– und Autobahnverbindungen und die hohen naturnahen Wohnqualitäten entwickelt sich Wauwil zu einem beliebten Lebensraum. Im Laufe der letzten Jahre veränderte sich das bauliche Bild des Ortes zu einer annähernd flächigen Zersiedlung des Hanges durch unterschiedlichste Gebäudevolumen, deren Setzung und die sich dazwischen aufspannenden wildbewachsenen Freiräume. Übergrosse Stützmauern und unnatürliche Böschungen verändern zunehmend das Dorfbild und generieren introvertierte und geschlossene private Aussenräume. Die Wahrnehmung des natürlichen Hangs wird verklärt, er ist somit kaum mehr lesbar, es fehlen klare städtebauliche Grenzen und Strukturen, sowie erfahrbare öffentliche Räume, die zum Entdecken und Verweilen einladen.
Die drei zu bebauenden Grundstücke erstrecken von der Sternmatt, südlich der Kantonstrasse, bis zum Brunnenhof mit der nördlichen Grenze durch die Bergstrasse. Die Qualität und Herausforderung der Bauaufgabe ist eine ausgewogene Verdichtung und Strukturierung des Hangbildes und die Stärkung der Qualität eines natürlich erfahrbaren Aussenraums. So bildet ein länglicher Wohnriegel den Abschluss zur Kantonsstrasse und schliesst die Bebauungsstruktur nach Süden. Der Baukörper orientiert sich an der Volumetrie und Setzung der bestehenden Umgebungsbauten. Die Bebauungen der beiden oberen Grundstücke vervollkommnen das Siedlungsbild und verbinden sich zu einem von Natur umspielten Lebensraum.
Die freie Setzung der kompakten Volumen und deren Einbettung in den Hang widerspiegeln einen respektvollen Umgang mit der Topographie des Santenbergs. Zwischen den neun unterschiedlich ausgerichteten Baukörpern formen subtile und gezielt gesetzte Stützmauern einen ausgewogenen Freiraum und zeichnen eine natürlich fliessende Umgebung mit Aufenthaltsqualitäten ab. Der Dialog zwischen Bebauung und Landschaftsgestaltung bildet eine harmonische Einheit und steht für die Zusammengehörigkeit des Konglomerats. Wegverbindungen, Begrenzungen und Freiräume beleben den Hang als Siedlungsraum und reaktivieren ihn als räumlich erfahrbare Landschaft.
Der über die Jahre entstandene bauliche Wildwuchs und das Zusammenwachsen mit dem Nachbarort sollen durch die neue Bebauung an Struktur und Ausrichtung gewinnen. Eine markante Achse fasst das Hangbild zusammen und hilft bei der Orientierung, sowie einer zukünftigen Weiterentwicklung des gesamten Siedlungsraums. Ein durchgehender Verbindungsweg von Süden nach Norden bildet das Rückgrat der Siedlung, nimmt die bestehenden Wegführungen auf und definiert einen räumlichen Abschluss, sowie einen formalen Übergang zur Umgebung.
Grundrisse Punkthäuser | Die Punkthäuser der Parzellen A und B sind als Zwei– bzw. Dreispänner mit drei bis vier Vollgeschossen und einem abschliessenden Attikageschoss konzipiert. Ein abwechslungsreicher Wohnungsmix ermöglicht das Zusammenleben für Singles, Paare und Familien und bietet grossen Komfort auch für das hindernisfreie Wohnen. Jedes Wohnhaus wird zentral über das mittig angeordnete, verbindende Treppenhaus erschlossen. Ein Lift ermöglicht eine barrierefreie Zugänglichkeit jeder einzelnen Wohnung. Um den Treppenkern herum orientieren sich je zwei bzw. drei Wohneinheiten mit differenziertem Raumangebot und gleichwertigen Aussichts– und Belichtungsqualitäten. Über eine Split-Level Anordnung der Geschosse lassen sich 2.5 – 5.5 Zimmerwohnungen im Gebäude unterbringen und harmonisch in die Topografie des Santenbergs einbinden. Die charakteristische Kubatur der Punkthäuser generiert eine grosse Fassadenabwicklung nach Süden, was optimale solare Gewinne ermöglicht. Zur Qualität der jeweiligen Wohnungen zählen ein grosszügiger privater Aussenraum, ein zentraler Sanitär– und Funktionsbereich und an die Fassade gerückte Aufenthaltsräume mit Südorientierung. So konzentrieren sich Kochen, Wohnen und Essen an der Südfassade, mit direktem Zugang zum Aussenraum und Weitsicht in die Talebene Wauwils. Durch die Anordnung eines Schaltzimmers auf jedem Geschoss wird den zukünftigen Bewohnern die Möglichkeit einer flexiblen Wohnraumerweiterung gegeben. Die Häuser bieten Ihren Bewohnern somit ein Höchstmass an qualitativen und flexiblen Wohnraum, welcher sich ihren Bedürfnissen und Ansprüchen anpassen lässt.
Grundrisse Riegelgebäude | Die besondere Ausgangslage von unmittelbar angrenzenden Verkehrs– und Industriezonen erfordert einen bewussten Umgang bei der Ausrichtung und Öffnung der Wohnungen innerhalb des Baukörpers und einer aktiven Gestaltung des Aussenraums. Drei zentrale Treppenhäuser gliedern den länglichen Baukörper und finden ihren Auftakt in einem grosszügigen überhöhten Eingangsbereich, welcher ebenerdig über den ausgestalteten promenaden-ähnlichen Vorplatz erschlossen wird. Ein differenzierter und vielseitiger Wohnungsmix offeriert den neuen Bewohnern 2.5 bis 5.5 Zimmerwohnungen, sowie Atelier– und Studiowohnungen, welche Wohnen und Arbeiten miteinander kombinieren können und variable Wohnungsgrössen ermöglichen. Die durchgesteckten Wohnungen bieten ein hohes Mass an Nutzungsvariabilität und verschiedene Blicksituationen in die neu entstehende Siedlungsstruktur.
Eine raffinierte Fassadengestaltung und die Ausformulierung von zweigeschossigen Wohnungen generiert nicht nur ein abwechslungsreiches Fassadenbild mit unterschiedlichen Vor– und Rücksprüngen, sondern und vor allem auch eine bewohnbare Fassadenstruktur sowohl als Innen– und Aussenraum. Verstärkt wird diese Raumqualität durch einen den Wohnungen zugeordneten Hofraum. Um Lärmbelastungen seitens der Strasse zu mindern und positive Belichtungssituationen zu stärken, wirkt der Hofraum als Erweiterung der Wohnung, generiert spannende Blickbeziehungen und Raumverbindungen innerhalb der Wohneinheiten. Um den Hof herum ist das Leben der Wohnung konzentriert, hier verbinden sich Kochen, Essen, Wohnen und der grosszügige Aussenraum zum gesamthaft erfahrbahren Zentrum der Wohnung. Der bewohnte Raum wird zum Wohnerlebnis, spannende und wechselhafte Lebenssituationen, welche spezifisch mit den Bewohnern mitwachsen können und den Ausdruck der Siedlung über ihre architektonische Ausformulierung stärken und landschaftlich ausformulieren.
Architektur: André Murer (MAI Architektur)